Konzertbericht im "Anzeiger für das Oberfreiamt", 19.12.2004
Standards aus den Swing-Zeiten
Nostalgie mit Hits aus der goldenen Swingära: das Duo Kristina Tajsic und Christoph Hegi.
Auch im Café Stern in Muri, dem Lokal mit dem Musikprogramm ohne Scheuklappen, hat eine Brise Weihnachten geweht. "voice meets piano" war zu Gast, das sind Kristina Tajsic (Gesang) und Christoph Hegi (Piano). Ihr Repertoire haben sie auf Hits der 30er-, 40er- und 50er- Jahre fokussiert und das Ganze am vergangenen Sonntagabend mit saisongerechten Schnulzen von «Let it snow» bis zum rotbenasten Rentier Rudolph angerichtet.
Ein eigentliches Adventskonzert war es deswegen natürlich nicht. Frühe Kompositionen mit witzigen Texten von Nat King Cole waren daneben ebenso zu hören wie Filmhits von Marilyn Monroe oder das packende «Route 66». Eine nostalgische Reise zurück in die Swingära in kammermusikalischem Ambiente war angesagt, ein unbeschwertes Wiederhören mit Standards aus jenen sogenannten goldenen Jahren.
Die beiden treten seit zwei Jahren in dieser Formation auf, und das Zusammenspiel klappt vorzüglich. Kristina Tajsic intoniert jederzeit, auch in grossen Intervallen, sehr präzis, sicher und mühelos. Das Vibrato ist sparsam und dezent eingesetzt, und mit ihrer ansonsten schnörkellosen Stimme wird sie dem Zeitgeist und Charakter der interpretierten Songs treffend gerecht.
Mehr als ein blosser Begleiter in diesem Duo ist Christoph Hegi. Er spielt am Piano seinen eigenen Part, einfühlsam im Zusammenspiel mit der Sängerin, selbstbewusst und originell in den Solopassagen zwischen den Strophen. Er wirkt seit über 25 Jahren in verschiedenen Bands mit, eine Routine, die unschwer herauszuhören ist.
Aber auch Kristina Tajsic ist kein unbeschriebenes Blatt. Sie hat zwar nie Gesangsunterricht genommen, jedoch zuvor neun Jahre lang in einer Aargauer Big Band mitgemacht. Dort lernte sie Christoph Hegi kennen und verwirklichte mit ihm zusammen ihren Wunsch, in einer kleineren Formation zu singen. Die Frage, ob sie keine Lust zur Improvisation verspüre, verneint sie ganz klar: Sie mag diese Musik, seit sie 15 Jahre alt ist, und sie singt die Standards am liebsten in der Originalfassung, ohne sie in irgendeiner Weise zu verändern oder etwas hinzuzufügen. Mit viel Erfolg übrigens; das Duo - bei grösseren Anlässen um Bass und Schlagzeug zum Quartett aufgestockt - hat 60 bis 70 Auftritte pro Jahr, ein ansehnliches Pensum neben dem Lehrerberuf, den beide ausüben. Und vor wenigen Tagen ist ihre erste CD erschienen.
Heinz Abegglen