Konzertbericht im "Langenthaler Tagblatt", 16.01.2006
Lindenholzer Jazznight
L
indenholz – «Les Diables Rouges Swiss» und «voice meets piano»
Eine lange, aussergewöhnliche Jazznacht mit einer gemeinsamen Session zweier unterschiedlicher Formationen genossen die Besucher im Jazzclub Lindenholz. Ein einzigartiges Doppelkonzert.
Diese Jazznight hatte es in sich: Während draussen eisige Temperaturen herrschten, heizten «Les Diables Rouges Swiss» den Zuhörern im Jazzclub Lindenholz mit traditionellem Dixieland so richtig ein. Nicht minder leidenschaftlich der Auftritt von «voice meets piano & bass» mit swingenden Jazzmelodien.
«Natürlich bedeutet ein Kontrastprogramm immer auch ein Wagnis, aber das gehört zu einer richtigen Jazznight», erklärte Andreas Röthlisberger, Präsident des Jazzclubs. Seine Befürchtungen waren unbegründet. Die Jazzfreunde waren hingerissen von der Aarauer Sängerin Kristina Tajsic. Zusammen mit Pianist Christoph Hegi erarbeitete sie in nur vier Jahren ein beachtliches Repertoire und studierte über hundert Songs ein: Melodiöser Jazz, Standards, Jazz und Swing aus den blühenden Nachkriegsjahren in Amerika. Unvergessene Evergreens, die auf ihre Naturstimme zugeschnitten sind, fehlten nicht. Sie liebt und lebt diese Lieder von Ella Fitzgerald, Judy Garland oder Marilyn Monroe. Während mehrerer Jahre sang Kristina Tajsic in einer Big Band, aber erst als sie auf den Badener Pianisten Christoph Hegi traf, entstand die Idee, gemeinsam zu musizieren.
Der Primarlehrer hat sich autodidaktisch zu einem virtuosen Pianisten entwickelt, welcher als einfühlsamer Begleiter ebenso überzeugte wie mit seinen solistischen Einlagen. Im Jazzclub wurde das Duo vom bekannten Bassisten Vinzenz Kummer begleitet. Mit ihm haben sie ihre erste CD «voice meets piano» aufgenommen.
UNVERGESSLICHE FILMMELODIEN
«Nat King Cole war nicht nur ein wunderbarer Pianist, sondern auch ein guter Sänger. Kein Wunder spielen wir viele Nummern von ihm», sagte Kristina Tajsic, die nicht nur wegen ihrer voluminösen, dunklen Stimme, sondern dank ihrer natürlichen Aus-
strahlung viele Sympathien errang. Melancholie und Romantik verbreiteten sich, als sie «Moon River» und «I Love Paris» interpretierte. Darauf folgte ein «Doris Day Special» mit «Sentimental Journey». Dieser Hit aus dem Jahr 1944 war wochenlang die Nummer eins in Amerika. Als Christoph Hegi den ersten Ton von «Everybody Loves a Lover» anschlug, schnippte das Publikum im Takt mit.
Die unmittelbare Nähe zu den Künstlern und die Atmosphäre im ländlichen Jazzclub sind unvergleichlich.
ESPRIT UND CHARME
In der Formation mit Nicolas Camat (Posaune), Joel Affolter (Trompete), Kurt Schlup (Klarinette), Werner Seiler (Piano), Heinz Stampfli (Bass), Manfred Sutter (Banjo, Gitarre) und Marc Eigenheer (Schlagzeug) versprühten «Les Diables Rouges Swiss» viel Fröhlichkeit und Temperament. In dieser Besetzung besteht die Dixielandband erst seit kurzem, beeindruckte aber mit viel Können und Spielfreude. Mit «Bye, Bye Blackbird» und zahlreichen Soli spielte sich der Jurassier Joel Affolter in die Herzen der Zuhörer. Der 27-jährige Musiklehrer ist einer der besten Trompeter in der Schweiz.
Brigitte Meier